Freitag, 8. Dezember 2017

Kankan

Kankan ist die grösste Stadt von Oberguinea und hat ungefähr eine halbe Million Einwohner. Sie hat verschiedene Einrichtungen wie Flugplatz (ausser Betrieb), Militär und eine Universität mit gut 9'000 Studierenden. Sie liegt etwa 200 Kilometer von Kissidougou entfernt, unsere Reisezeit betrug 6 1/2 Stunden, da die Strasse jeglichen Zustand aufweist: Erde, Löcher, Gräben, Teer und neuer Unterbau. Städte dazwischen gibt es nicht, nur einfache Dörfer mit traditionellen Rundhäusern und arbeitenden Frauen mit Kindern davor. Über weite Strecken ist eine eher savannenartige Landschaft.

In Kankan werden wir von David erwartet. Er ist der Leiter der GBEEU ( Groupes bibliques en Ecole et Université), die auch in Kankan ein Zentrum führen. Hier lädt er mit seinen Studenten-Mitarbeitern Studierende ein zum Lernen, Spielen, Filmvorführungen, Gespräche und Gebet. Es hat einen Saal, eine Bibliothek, einen Computerraum, einen Gebetsraum und Aussenräume. Sie haben auch guten Zugang zu den Unis und erhalten Räume für Vorträge, Sommercamps und Ausstellungen, sofern sie Fachleute und Geld beschaffen können. Das ist nicht immer einfach, und die Uni in Kankan hat viel zu wenig Ressourcen wie zum Beispiel Computer für die Studierenden. David ist ein gastfreundlicher Mann, er ist mit einer Schweizerin verheiratet, kennt daher uns Westler recht gut, lebt auch etwas in zwei Welten und versucht vieles möglich zu machen, teilweise auch mit Unterstützung aus der Schweiz. Auch er bestätigt, dass Korruption und Inkompetenz Staat und Gesellschaft sehr hemmen würden.

Wir besuchen verschiedene Leute an einigen Orten in der Stadt, so auch einen evangelischen Pastor im Stadtzentrum. Es ist eindrücklich, dass seine Kirche für gut 2'000 Kinder eine Schule anbietet. Etwa 1'000 Primarschüler besuchen hinter der Kirche die Schule in mehreren Gebäuden, die um einen Hof angeordnet sind. 40-50 Schüler gibt es pro Schulzimmer, gelernt wir viel durch Auswendiglernen und Aufsagen, wie das in Afrika üblich ist. Zeitgemässe Pädagogik ist hier noch nicht angekommen. Die mehrheitlich muslimischen Eltern zahlen ein Schulgeld von etwa fünf Euro pro Monat, was viel ist, weil ein Erwachsener auch nur 2-4 Euro pro Tag verdienen kann. Die Lehrer verdienen 60 Euro pro Monat, was nicht zum Durchbringen einer Familie reicht. Mit Erteilen von Nachhilfeunterricht kann das Einkommen etwas aufgebessert werden. Man kann wirklich sagen, dass hier viele Menschen ums überleben kämpfen, deshalb ist Geldbeschaffung ein Hauptthema. Jürg erklärt uns auch, dass Geld hier in Afrika noch andere Bedeutungen hat: "heisses" Geld sei persönlich verdientes Geld, "lauwarmes" Geld habe die Familie zur Verfügung, und "kaltes" Geld gehöre den Reichen, das man ihnen problemlos nehmen dürfe, weil sie es wieder ersetzen könnten. Andere Länder - andere Sitten!

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