Mittwoch, 6. Februar 2019

Angekommen

 Es ist tatsächlich so: wir sind hier in Conakry angekommen. Bereits seit 10 Tagen leben und arbeiten wir in dieser riesigen Stadt auf einer Halbinsel - der Hauptstadt von Guinea. Vieles ist noch so unwirklich: sind wir wirklich nun Expads, die in Afrika leben? Wir haben kein Retourticket in der Schublade, so wie es auf unseren Ferienreisen jeweils war, so wie es vor einem guten Jahr war, als wir Guinea das erste Mal besuchten. Immer mal wieder müssen wir zueinander sagen - Ja, wir sind nun tatsächlich da, dies wird wahrscheinlich die nächsten Jahre unser Erstwohnsitz sein.
Unser ganzes Leben hat sich von einem Tag auf den anderen komplett verändert - nichts mehr ist, wie es einmal war. Wir können auf (fast) nichts zurückgreifen. Die einfachsten Dinge des alltäglichen Lebens werden zur Herausforderung wie zum Beispiel das Autofahren: Alle Regeln, die wir einmal beim Fahrlehrer gelernt haben, sind hier nicht gültig. Hier gilt: das stärkere Auto hat Vortritt. Man fährt auf der Strassenseite, wo es gerade keine Löcher hat oder wo niemand entgegenkommt. Gewöhnungsbedürftig ist auch noch, dass wir auf dem Heimweg kurz vor unserem Haus noch einen breiten Bach durchqueren müssen. Wenn die gute Stelle für die Überquerung durch einen autowaschenden Guineer blockiert ist, steigt bei Frau Schweizer der Puls...
Oder einkaufen: wo bekommt man was? Was gibt es überhaupt? Eine einfache WC-Spülung-Dichtung zu finden braucht doch mehrere Anläufe. Welches Milchpulver ist für die Jogurtherstellung geeignet? Da steht nun übrigens ein 25-kg-Sack Milchpulver in unserer Küche. Möbelkauf am Strassenrand: wir sagen, was wir wollen - in einer Woche kann es abgeholt werden - ah ja, zuerst noch den Stoff für die Sitzkissen vorbeibringen. OK... den Stoff holt man in der Madina, der Riesenmarkt, der gefühlt so gross ist wie Losone und Umgebung. Ohne fachkundige Hilfe hätte man da keine Chance. Dort findet man in riesigen baufälligen Hallen hunderte Stoffhändlerinnen, die ihre farbigen wunderschönen Stoffe verkaufen.
Das einzige, was uns doch bekannt vorkam, war eine Überbuchung unseres Gästehauses. Was macht man, wenn alle mit dem gleichen Flug aus der Schweiz anreisen? Kein Problem, wir räumen unsere privaten Zimmer um und beherbergen hier noch Gäste. Das war nichts Neues für uns, aber das ist es dann schon. Tagtäglich erleben wir Dinge, die wir in unserem Leben noch nie erlebt haben, man könnte ganze Blogseiten füllen. Das Wichtigste aber ist: wir wurden hier herzlich willkommen geheissen: Soyez les bienvenues, bonne arrivée! Wie viele Male haben wir dies die letzten Tage gehört. Wir sind angekommen, wir spüren es. Wir sind am richtigen Ort. Wir nehmen pas après pas, ganz afrikanisch. So wie gerade jetzt beim Blogschreiben: miserables Internet, immer wieder geduldig warten - leider sind heute keine Bilder möglich. Bonne nuit!

PS: Heute klappte es mit den Bildern!