Samstag, 13. Juli 2019

Wir sind (keine) Helden!

Nun hat die Regenzeit richtig eingesetzt - fast täglich regnet es ein paar Stunden, die Stadt verwandelt sich dann in ein Schlamm- und natürlich Abfallloch. Es ist kein schöner Anblick und es ist auch nicht wirklich beflügelnd hier zu leben. Aber wir wissen, dass wir am richtigen Ort sind. Wir leben in unserer Berufung und leben auch unseren Traum, der ab und zu zum Albtraum wird. Viele Freunde schreiben uns, dass sie uns bewundern, dass wir hier leben können und diese Hitze, Feuchtigkeit und Dreck aushalten. Diesen Aussagen habe ich nachgedacht: sind wir wirklich Helden? Nein, ganz klar nicht - wir machen das, was uns Gott vor die Füsse legt, in unserem Fall ist es nun halt Leben und Arbeiten in Conakry, Guinea, Westafrika. Oft muss ich aber an die Menschen denken, die vor uns schon da waren, über viele Jahre hier gedient und gearbeitet haben. Sie haben Spitäler, Schulen und Werkstätten aufgebaut und dies noch unter viel schwierigeren Verhältnissen, als dass wir es haben. Kein Internet, kein Supermarché, kein Stadtstrom und Stadtwasser. Zum Beispiel C.-L. und H., die uns über Jahre ermutigt haben, hierhin zu ziehen, haben hier in Conakry u. a. ein Augenspital aufgebaut, das nun schon länger in guinesischen Händen liegt und funktioniert. Unzählige Hürden mussten überwunden werden, Geld gesucht, gegen Korruption gekämpft und viele Rückschläge erduldet werden - das sind für mich die Helden, auch wenn sie sich selber auch nicht so sehen. Klar, also wenn ich ganz ehrlich bin, manchmal bin ich ein klein bisschen stolz auf mich/uns, dass wir es gewagt haben, unser Leben auf den Kopf zu stellen. Aber Stolz ist ja bekanntlich nicht christlich...😜. Also, stolz sein ist vielleicht falsch, aber auf jeden Fall und ganz sicher ist, dass uns nichts Besseres passieren konnte, als dass wir uns nochmals aufmachten und die Sicherheit der Schweiz verliessen. Oft sagen wir zueinander: also, wenn es keinem Guineer etwas nützt, dass wir hier sind - uns nützt es hundertprozentig etwas (tönt jetzt wieder unheimlich egozentrisch...): unser Blickwinkel wird weiter, unsere bisherigen Prioritäten werden überdacht und neu justiert und: wir haben nie mehr kalte Füsse! Schön wäre natürlich, wir könnten auch ein Spital oder eine Schule gründen, um vielen Kindern zum Lernerfolg zu verhelfen. Aber das liegt letztlich nicht (nur) in unseren Händen. Zurzeit machen wir täglich das, was uns vor die Füsse und Hände gelegt wird. Ganz normal und unheldenhaft.

Wo ist Walter... äh, Peter?
öV in Conakry



Nach dem Regen...
....kommt immer wieder die Sonne