Sonntag, 9. Dezember 2018

Le français - c'est difficile, n'est pas?

Bereits seit fünf Wochen besuchen wir die Sprachschule in Massy - wir kamen doch einigermassen selbstbewusst hier an - schliesslich sind wir Schweizer, schliesslich bekamen wir doch einige Jahre fundierte Französischlektionen während unserer Schulzeit - also so problematisch sollte es wohl nicht sein. So wurden wir auch gleich in die oberste Klasse eingestuft. Na also, dachten wir uns doch. Das werden wir schon hinkriegen. In unserer Schule gibt es fast nur anglophone Schüler und Schülerinnen, die grösstenteils als Anfänger hier ankamen. Neben ihnen kommen wir uns geradezu als Profis vor. Doch oha lätz - ganz so wie durch die Butter geht es dann auch wieder nicht: nach dem ersten Enthusiasmus erfahren wir, dass wir zum Beispiel "voiture" nicht richtig ausprechen können: die Lehrerin unterbricht uns immer wieder: prononciation!! prononciation!!! Und wie war das schon wieder mit dem Subjonctiv: mir scheint, wie ich noch nie davon gehört hätte. Und die Amis neben uns beherrschen diesen Eins A. Wir werden kleiner und kleiner, aber auch gut so: wir wissen, warum wir da sind. Und so beginnen wir hart zu üben und vocabulaire zu büffeln. Und da merken wir plötzlich, dass wir nicht mehr 20 Jahre jung sind - die Verbenliste wird immer länger, und alles scheint gleich zu tönen: métriser, méfier, mépriser, mériter... oder confier, conforter, conformer, consoler, concilier, conserner. Heute ist es im Gedächtnis drin, morgen ist die Hälfte schon wieder weg. Zwei Schritte vorwärts, einer zurück, aber immerhin geht es in kleinen Schritten vorwärts. Véronique, unsere strenge, liebe Lehrerin, korrigiert geduldig, fordert und fördert uns. Es tut gut, wieder Lernende zu sein. Es ist manchmal hart, aber es zeigt mir auch, dass ich noch lebe und dass ich fähig bin, Neues zu lernen. Langsamer als früher, aber es geht noch. Das Beste ist, dass ich weiss, warum ich dies alles auf mich nehme: bald schon geht es los: Nächsten Monat - wir freuen uns!

Wenn die "Gilets jaunes" nicht gerade aktiv sind, bleibt auch noch Zeit, diese schöne Stadt zu erkunden.

Donnerstag, 1. November 2018

Countdown

Nun ist es also soweit - nur noch zwei Tage sind wir  in der Casa Emmaus - klar, Ende Jahr gibt es dann noch dies und eis. Aber die eigentliche Gastgeberrolle im Tessin, in der Schweiz  streifen wir nun ab - das, nach genau 23 Jahren, 17 Jahre in der Casa Moscia, 6 Jahre in der Casa Emmaus.
Letzten Sonntag wurde es mir bewusst, als ich die letzte grosse Gruppe verabschiedete, nochmals gefühlte 30 Maschinen Wäsche wusch, und es dann plötzlich still wurde im Haus. Das hat doch einige melancholische Gedanken in mir hervorgerufen. Diese Ära geht nun wirklich definitiv zu Ende.
Zu Hause leeren sich die Schränke und Gestelle, in der Küche leert sich der Kühlschrank und die Vorratsschränke. Die Kisten für den Container sind in der Deutschschweiz und warten auf den definitiven Transport Richtung Conakry. Die Koffer und Taschen für Massy, Paris sind auch schon fast fertig gepackt, bald geht es los mit unserem Hyundai Richtung Frankreich. Was für ein Abenteuer bereits jetzt - die Zeit in Frankreich wird für uns eine Art Probe-Auslandaufenthalt sein - noch werden wir viel an Luxus haben, Supermärkte, Restaurants, kostenfreies WiFi und eine funktionierende Dusche. Und doch sind wir dann bereits weit weg und auf uns gestellt.
Nur schon die letzten Monate haben sich für uns gelohnt - der Prozess des Loslassens, des langsam heimatlos werden, im Zwischenraum stehen. Es ist so spannend, Neues zu lernen, Leute mit dem gleichen Anliegen zu treffen, so zum Beispiel im Tropenkurs in Basel. Wieder Lernende zu sein, nicht alles wissen, nicht alles können. Das tut gut. Ob wir das mit der französischen Sprache wohl packen??
Die Gefühle gehen auf und ab - Vorfreude aufs Neue wechselt sich ab mit der aufkommenden Abschiedstrauer - es muss wohl so sein und wird noch länger so bleiben. Aber wir sind nicht allein - unsere Familie, unsere vielen lieben Freunde und unser Vater im Himmel gehen mit da durch.




Donnerstag, 18. Januar 2018

Conakry und Abschluss der Reise

Es ist schon wieder fast ein Monat her, seit wir wieder in der Schweiz gelandet sind.
Von verschiedenen Seiten wurden wir darauf angesprochen, wie denn unsere Reise noch weiterging. Nach Telimelé haben wir nichts mehr geschrieben - waren wohl zu stark beschäftigt...

Obwohl schon wieder länger in der Schweiz weilend, reisen unsere Gedanken immer mal wieder nach Guinea, ein Land, das wir schon nach wenigen Tagen - ja man kann es sagen - liebgewonnen haben.
Die letzten 5 Tage verbrachten wir nochmals in Conakry, der Hauptstadt von Guinea. Es war dort wieder schwülheiss, stickig, die Luft rauchgeschwängert, weil alles, was man nicht irgendwie brauchen kann, verbrannt wird. Dies machte mir doch etwas Mühe, meine Augen brannten jeden Abend. Die Schweizer vor Ort zeigten uns unermüdlich alle für unsere Zukunft irgendwie wichtigen Plätze wie verschiedene Einkaufsmöglichkeiten, eine kleine Klinik, das Gästehaus der amerikanischen Mission, das Lycée, die einzige Gelateria mit wirklich gutem Gelato usw. Am Sonntagmorgen besuchten wir den Gottesdienst der Kirche, die direkt neben dem Gästehaus liegt, eine grosse Kirche mit mehreren hundert Gottesdienstbesucher. Alles sehr afrikanisch: nach viel Gesang, Ansagen, nochmals Gesang, Predigt und wieder beginnenden Informationen schlüpften wir dann hinten zur Kirche raus, da es erstens sehr heiss war und zweitens der Hunger grösser wurde. Als Weisse ist es jedoch unmöglich, unerkannt irgendwo ein- und auszugehen. Auch auf den Strassen der Millionenmetropole gibt es kaum weisse Menschen und so ist man immer ein Objekt der Begutachtung. Ich fand dies nicht immer sehr angenehm, ich werde mich jedoch daran gewöhnen müssen.
Nach diesen fünf Tagen hatten wir doch schon so ein bisschen das Gefühl, dass wir hier heimisch sind, ein gutes Gefühl. Am letzten Abend lud uns das Conakry-Team zu einem Abschiedsessen in den nahen Supermarkt mit Namen "Prima-Center" ein - zuerst schauten wir uns dort noch um, was es denn alles so zu kaufen gibt. Es gibt zwar einiges an westlichen Gütern, aber der Preis ist zum Teil enorm hoch. Ein Beispiel: 5 dl Vollrahm kostet hier teure 8 Euro. Wir versammelten uns dann in einem libanesischen Restaurant, wo es Pizza, Hamburger und so was ähnliches wie Kebab gibt. Es war schön, nochmals zusammen zu sitzen, die Gemeinschaft zu geniessen und wachsende Freundschaft zu spüren.
Am letzten Tag folgte dann Packen, Abrechnen und Abschiednehmen. Am liebsten wäre ich dort geblieben, hätte die Ärmel hochgekrempelt und begonnen zu arbeiten. Ist wohl ein gutes Zeichen?!

Der Einstieg in der Schweiz drei Tage vor Weihnachten war ein grosser Kultur- und Klimaschock - längere Zeit fühlte ich mich irgendwie daneben.
Ein Tag vor Silvester gaben wir das OK - wir werden längerfristig nach Guinea gehen, in die Hauptstadt Conakry als Leiter des Gästehauses und der Administration. Wir freuen uns!
                                                 Unser neues Zuhause ab 2019
                                                Gästehaus mit 4 Zimmer und total 10 Betten
Pizzaessen im Primacenter mit derm Conakry-Team


Diese Beiden bringen uns zum Airport - letztes Foto vor Abflug!