Montag, 5. April 2021

Durchkreuzte Pläne

Ich schreibe diesen Post in der Schweiz, vor genau 5 Wochen sind wir in Zürich Flughafen gelandet - voller Vorfreude und Spannung, es sollten vier Wochen Ferien werden, in denen wir unseren neugeborenen Enkel Eli kennenlernen wollen.

Doch kaum in der Schweiz gelandet, erkranken zuerst mein Liebster und sechs Tage später auch ich an Corona - wahrscheinlich angesteckt im Testzentrum in Conakry, wo wir einen negativen Test bekamen, um fliegen zu können. Nun sitzen wir knapp drei Wochen in Isolation, krank, schwach, fiebrig, hustend, verschnupft und enttäuscht. Durchkreuzte Pläne - alles war so schön geplant, organisiert und budgetiert. Nun auf einmal ist alles anders. Schock, Trauer und Wut lösen sich ab. Gut gemeinte Worte wie: "Geniesst die Ruhezeit, sicher soll diese Zeit für etwas Gutes sein", wollen anfänglich nicht so geglaubt werden und trösten nicht. Doch dann kommen auch Gefühle und Gedanken der Dankbarkeit hinzu: wir sind in der Schweiz, wir sind medizinisch versorgt, die Spitex bringt uns die Medikamente, liebe Freunde kaufen ein und versorgen uns. Wir sind in der grösstmöglichen Sicherheit. Und viele Freunde leiden echt mit uns mit, so berührend ist das. Ich habe Zeit zum Nachdenken: wie flexibel bin ich? Wie reagiere ich, wenn meine Pläne nicht aufgehen? Auflehnung, Abwehr, Ergebung? Es hat ein bisschen von allem dabei. Irgendwann geht es dann aufwärts, wir geniessen nun das Grosselternsein intensiv und verschieben unsere Abreise um eine Woche. Vorsorglicherweise machen wir nochmals einen Test - dieser könne lange positiv bleiben, "ermutigen" uns einige Leute. Wir glauben nicht so recht daran - wir sind ja wieder einigermassen genesen. Doch leider kommt es genau so: mein Liebster, der eher krank wurde und schneller wieder gesund, ist noch positiv - und ich, noch rekonvaleszent, bin bereits wieder negativ. Wir können ja nur fliegen mit einem negativem Test. Und wieder geht es los: was sollen wir tun? Wer kann uns in Conakry vertreten? Wie lange dauert das an? Wieder umplanen, neue Unterkunft suchen, wir begnügen uns mit den wenigen Kleidern, die wir dabei haben. Gleichzeitig erwacht die Freude, die warmen Frühlingstage zu geniessen und mit Freunden und Familie Ostern feiern zu dürfen. Nochmals drei geschenkte Tage mit unseren Kindern. Langsam gewöhne ich mich an den Gedanken, alleine zurückzureisen. Vor ein paar Tagen wäre das noch keine Option gewesen, nun kommt eine Ruhe und Gelassenheit vom Himmel her - doch, ich kann es mir vorstellen, alleine zurückzufliegen. Und gleichzeitig bin ich überzeugt, dass der nächste Test in dieser Woche für BEIDE NEGATIV ausfallen wird. Wir wollen zurück in unsere zweite Heimat, wo wir erwartet, gebraucht und zu Hause sind. Und sollte es wieder nicht so kommen wie geplant: ich möchte lernen, meine Pläne durchkreuzen zu lassen, anzunehmen, was mir vor die Füsse gelegt wird und darauf zu vertrauen, dass aus Durchkreuztem Gerades und Entwirrtes wird. Es ist wieder ein Stück Lebensschule und etwas schmerzlich realisiere ich, dass ich noch lange nicht ausgelernt habe.




vor Abflug in Conakry

 

langes Anstehen und viele Kontrollen
gut geschützt....

Geschenkte Zeit  
Lago Maggiore im Vorfrühling - wir geniessen es!